Ex-Bundesliga-Stars in der Kreisliga

Sie spielten einst in ausverkauften Stadien nicht nur um den Titel in der Bundesliga, sondern bestritten sogar internationale Wettbewerbe und wurden von den Fans gefeiert: Die Rede ist von Ex-Bundesliga-Stars, die heute in der Bundesliga nicht mehr anzutreffen sind und stattdessen in der Kreisliga spielen. Wie es dazu kam und was aus den einstigen Vollblut-Profis geworden ist, verraten die folgenden Zeilen.

Milliardengeschäft im Fußball konzentriert sich primär auf oberste Ligen

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Fans in der Bundesliga

Der Fußball ist ein Milliardengeschäft – diese Erkenntnis ist nicht neu, jedoch trifft sie insbesondere die Spieler hart, die inzwischen nicht mehr von dem lukrativen System profitieren können. Während ausverkaufte Stadien und eine gute Atmosphäre bei dem Spiel auch schon in der zweiten Bundesliga zur Normalität gehören, lässt sich dies von der Kreisklasse so gar nicht behaupten. Auch im Amateurbereich bieten jedoch die Buchmacher Wetten für jedermann an. Somit kann jeder auf seinen regionalen Amateurverein wetten. Selbstverständlich findet das Ganze dann allerdings hinsichtlich seiner Skalierung auf einer wesentlich niedrigeren Ebene statt. Doch es gibt noch weitere Unterschiede, die zwischen einem Vertrag mit einem Bundesliga-Verein und einem solchen mit einer Kreisliga-Mannschaft bestehen:

VereinTeamBetreuungPerspektiven
BundesligaKader stärkerProfessionellGute Zukunft
KreisligaKader schwächerUnausgereifterEingeschränkt

Abgesehen davon, dass es so mancher Spieler, der einst in der Kreisliga gespielt hat, in das professionelle Fußball-Geschäft geschafft hat, stellt der genau entgegengesetzte Verlauf für so ziemlich jeden Fußballspieler den absoluten Tiefpunkt dar. Manchmal sind es jedoch auch lediglich unglückliche Umstände wie etwa Verletzungen, die dafür sorgen, dass es dem jeweiligen Sportler nicht möglich war, sich dauerhaft auf der professionellen Ebene zu etablieren.

Christian Lell und Tobias Rau haben dem Profi-Fußball den Rücken gekehrt

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Fußball den Rücken gekehrt

Zwei relativ bekannte Spieler, die inzwischen nicht mehr in der Bundesliga, sondern stattdessen in der Kreisliga spiel(t)en, sind Christian Lell und Tobias Rau. Bei Ersterem handelt es sich um einen ehemaligen Bayern-Spieler, den es zum TSV Weyarn gezogen hatte. Dieser Verein spielt in der Kreisklasse 2. Noch prominenter als Lell ist allerdings Rau, der schon für Vereine wie Wolfsburg, Bayern und Bielefeld gespielt hat. Bereits im Alter von 27 Jahren hatte Tobias Rau damals bekannt gegeben, sich aus dem Profifußball zurückziehen zu wollen. Zu diesem Zeitpunkt stand er noch bei Arminia Bielefeld unter Vertrag, zog es dann aber vor, an der Universität derselben Stadt Sport, Pädagogik und Biologie zu studieren. Mit Beginn der Saison 2012/2013 spielte Rau dann für den TV Neuenkirchen, der in der ersten Kreisklasse Osnabrück-Land Süd B gelistet war. Verbunden hatte er das Ganze mit der Bitte an den Trainer, nicht mehr als Linksverteidiger aufgestellt zu werden. Fortan wurde er dann auf den folgenden Positionen eingesetzt:

  1. Sturm
  2. Offensives Mittelfeld

Rau befindet sich heute im Alter von 35 Jahren und konnte schon diverse signifikante Erfolge feiern. So war er unter anderem im Jahr 2005 Deutscher Meister, im selben Jahr aber auch Gewinner des DFB-Pokals. Ein Jahr zuvor konnte er sich darüber hinaus über den Gewinn des Ligapokals freuen.

Sean Dundee und Ansgar Brinkmann spielen bei Büchig und Juist

Während die Liste derjenigen Spieler, die schon den Sprung ins Profi-Geschäft geschafft hatten und nun wieder auf Kreisliga-Ebene aktiv sind, relativ lang ist, soll an dieser Stelle noch auf zwei weitere Größen des Sports eingegangen werden. Die Rede ist von Sean Dundee und Ansgar Brinkmann. Dundee stammt ursprünglich aus Südafrika und sollte einmal den deutschen Fußball ganz nach vorne bringen. Daraus wurde jedoch nie etwas, denn ein Einsatz für die deutsche Nationalmannschaft blieb bis zuletzt aus. Nichtsdestotrotz absolvierte er insgesamt 162 Bundesligaspiele und konnte bei diesen insgesamt 61 Tore schießen. Seine Dienste erwies er dabei den prominenten Mannschaften aus Karlsruhe und Stuttgart. Heute hingegen ist Dundee beim VSV Büchig tätig, den kaum einer kennt. Doch auch dieser Club befindet sich in der Nähe von Karlsruhe. Wie eklatant die Unterschiede in der Kreisklasse zur Bundesliga ausfallen können, zeigt ein Blick auf das „Gehalt“. Für einen Sieg bekommt Dundee nämlich 30 Euro, für ein Unentschieden sind es sogar nur zehn. Der vielleicht bekannteste Name in dieser Reihe ist Ansgar Brinkmann. Nicht umsonst hatte er stets den Spitznamen „weißer Brasilianer“. Während seiner aktiven Zeit in der Bundesliga spielte er für die folgenden Mannschaften, heute hingegen beim TSV Juist:

  1. Preußen Münster
  2. Eintracht Frankfurt
  3. Arminia Bielefeld
  4. Dynamo Dresden

Leistungsdruck gehört in der Bundesliga für Profis zur Tagesordnung

Infografik über den Fußball in der Kreisklasse

Infografik Fußball in der Kreisklasse

Abschließend soll noch kurz auf die Gründe eingegangen werden, die einstige Vollzeit-Profis dazu bewegt haben, nicht nur das völlig andere Gefühl, das mit dem Spielen in der Bundesliga verbunden ist, einfach aufzugeben, sondern gewissermaßen auch ihren Lebensstandard umzustellen. Neben den Gründen, die eingangs schon genannt worden sind, sind die nachstehenden häufiger in entsprechenden Biografien genannt:

  • Der Leistungsdruck ist zu groß
  • Der Fokus soll auf andere Aktivitäten gelegt werden
  • Der Leistungszenit ist überschritten

Für viele Menschen stellt sich das Geschäft in der Bundesliga nach außen hin wie der wahr gewordene Traum eines jeden Hobby-Fußballspielers dar. Oftmals wird hierbei jedoch vergessen, dass zwar auf monetärer Ebene vielfach kein Grund zur Klage besteht, der Leistungsdruck aber gleichwohl auf einem sehr hohen Level existiert. An dem Beispiel von Christian Lell wird außerdem deutlich, dass es selbst für Fußball-Profis auch Aufgaben abseits des Platzes geben kann. So kümmerte sich Lell eine Zeit lang um seine Firmengruppe, die im Bereich der Immobilien und Schifffahrt aktiv ist. Des Weiteren besitzt Lell eine eigene Stiftung, welche sich dem Kampf gegen die Krankheit Mukoviszidose widmet. Nicht zuletzt spielt bei vielen Profis, die irgendwann einmal in die Kreisklasse abwandern, auch die Überschreitung des leistungstechnischen Zenits eine Rolle.

Redaktion

Ein redaktionell geprüfter Beitrag speziell für Kreisligafussball.de.

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