Mein Krampf – Rückkehr in die Kreisliga

Endlich ist es so weit – Ich kann den regelmäßigen Spielbetrieb in meinem Dorfverein wieder aufnehmen und freue mich unglaublich auf die kläglichen Versuche, halbwegs brauchbaren Fußball abzuliefern. Zeit für einen kleinen Erfahrungsbericht. 

Viele Jahre ist es her

Zum ersten Mal seit Jahren bin ich wieder langfristig in meiner Heimat angekommen. Das heißt für mich: Wieder regelmäßig am Training teilnehmen (haha) und sonntags als Verteidiger wenigstens ab und zu den Ball treffen. Zwar habe ich an meinem Studienstandort an der dortigen Campusliga teilgenommen, doch kann man dies keinesfalls als „richtiges“ Spielen bezeichnen. Warum? Die Liga ähnelte einem wöchentlich stattfindenden Schoppenturnier. An einem Spieltag wurden zwei Spiele auf Kleinfeld ausgetragen und dabei isotonische Erfrischungsgetränke genossen. Vor, während und nach dem Spiel. Qualität war hier fehl am Platz, viel mehr ging es um den Spaß an der Freude. Karten gab es nicht, lediglich Zeitstrafen (die so gut wie nie ausgesprochen wurden) und Freistöße sowie Strafstöße. Dies führt zu einer ruppigen Spielart, die mir als Kreisligist natürlich sehr entgegenkam. Gepflegt andere Studenten hufthöch umwichsen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Führte gleichzeitig allerdings auch bei anderen Mannschaft zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, doch davon war ich bzw. meine Mannschaft nie betroffen. Für uns stand immer das Bier der Spaß im Vordergrund.

Der untrainierte Aushilfsspieler

Um wieder in den normalen Spielbetrieb hereinzukommen war Training angesagt. Sonst half ich lediglich den ein oder anderen Sonntag aus, wo ich untrainiert so gut wie immer an meine Grenzen gestoßen bin. Beschreiben wir mal ein solches Spiel.

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In der Aufstellung zunächst auf der Bank (ja wir hatten das Glück über Auswechselspieler zu verfügen). Vor dem Spiel schon zum Trainer gesagt „Hier, ich kann noch nicht einmal richtig geradeaus laufen“, der darauf nur antwortete „keine Sorge, du sitzt erstmal auf der Bank“. Nach 5 Minuten Spielzeit dann schon der erste Ausfall. Kalter Angstschweiß breitete sich aus, dass ich doch mehr als 15 Minuten auf dem Platz stehen muss. Glücklicherweise kam ein anderer Spieler zum Einsatz, also wieder entspannt auf die Ersatzbank gesetzt. Gerade einmal 10 Minuten danach der nächste Ausfall und dann war es so weit: Ich sollte mich warm machen. Also pseudomäßig an der Seitenlinie entlang getorkelt und irgendwas mit den Beinen veranstaltet. Dann folgte die Einwechslung, wobei ich schon beim Einlaufen zum Schiedsrichter außer Puste war. Was folgte war ein überraschend solides Spiel von mir. Eine Akzeptable Quote von „Ball nicht, sondern Spieler getroffen“ zu „Ball sicher geklärt“. Im Endeffekt heißt es eh: Ball ODER Gegner kommt vorbei, niemals beide. In meinem Leben habe ich bei mir noch nie ein so pochenden Brustkorb erlebt.

Erste Trainingseinheiten – Krampf verschone mich

Doch zurück zum Training, wo die Probleme schon beim warmmachen anfingen. Glücklicherweise nimmt mein Arbeitgeber Rücksicht auf meinen Trainingswunsch, wodurch ich mich (hoffentlich) wieder in Form bringen kann. Vierecke aufgemacht und den Ball zugespielt. Meine Pässe kamen halbwegs gut an, zumindest in einem Radius von 2-3 Meter zu meinen Mitspielern. Dann das Warmlaufen um den Platz herum. In der zweiten Runde merkte ich schon die ersten Anzeichen von Krämpfe, weshalb ich die restlichen Runden mit angezogen Zehenspitzen gelaufen bin. Sah bestimmt komisch aus, hat aber geholfen. Nach dem Dehnen waren die Waden wieder halbwegs einsatzbereit. Aufgrund der standardmäßig geringen Trainingsbeteiligung wurde die restliche Zeit nur noch auf zwei kleine Tore gespielt. Jeder „Sprint“ oder ausfallende Schritt wurde zur Krampfgefahr. Dennoch habe ich mich wacker geschlagen und konnte das Training zu Ende bringen.

„Beim nächsten Training wird das besser“, dachte ich mir. Zunächst wurde ich aber am nächsten Tag mit einem gediegenen Muskelkater belohnt. Sprung zum zweiten Trainingstag. Warmmachen lief ohne Mucken ab und nach einer Torschussssession, wobei natürlich weniger als 50% der Schüsse aufs Tor kamen, ging es zum Abschlussspiel über. Und genau da ging es wieder los. Schnellere Aktionen waren ohne einen anbahnenden Krampf so gut wie unmöglich, weshalb ich mich lieber hinten hielt und jeden unnötigen Sprint vermied. Ich setzte alles auf die Taktik „den Ball ins Aus gucken“, was natürlich nicht immer funktioniert hat. Dennoch gab es an der ein oder anderen Stelle Lob von den Mitspielern. Bei uns reicht es schließlich schon aus, wenn man überhaupt den ankommenden Ball berührt und damit den Angriff des Gegners halbwegs stoppen kann.

Sonntag zum Glück kein Spiel, meine Waden können sich also erst einmal regenerieren. Gespannt warte ich auf den ersten Einsatz, der womöglich wieder Erzählpotential mit sich bringt.

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